Ein unerfüllter Kinderwunsch betrifft in Deutschland schätzungsweise 7–15 % aller Paare – vermutlich sogar mehr, denn viele sprechen aus emotionalen Gründen nicht offen darüber. Eine mögliche, oft übersehene Ursache liegt in der Schilddrüse. Besonders Hashimoto-Thyreoiditis, die häufigste Autoimmunerkrankung des Körpers, steht in engem Zusammenhang mit Zyklusstörungen, eingeschränkter Fruchtbarkeit und einem erhöhten Fehlgeburtsrisiko.
- Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Autoimmunerkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter und erhöht das Risiko für Schilddrüsenfunktionsstörungen (1).
- Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis haben ein erhöhtes Risiko für unerklärte Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten (1).
- Studien (5) zeigen, dass Wirkstoffe wie L-Carnitin die Sicherheit des Embryos erhöhen und so eine stabile Schwangerschaft erleichtern.
Wenn das Immunsystem die Schilddrüse angreift: Was ist Hashimoto?
Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlich das eigene Schilddrüsengewebe angreift. Dadurch entstehen Entzündungen, die langfristig zu einer Schädigung und Verkleinerung der Schilddrüse führen können. Typisch ist die Bildung von Autoantikörpern wie TPO-AK und TG-AK, die diesen Prozess weiter vorantreiben.
In der Anfangszeit verläuft Hashimoto häufig unbemerkt oder wird mit Stress, Überlastung oder hormonellen Schwankungen verwechselt. Die Krankheit kann zudem wechselhafte Symptome verursachen – anfangs manchmal sogar Phasen einer vorübergehenden Überfunktion, bevor sich schließlich meist eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion entwickelt.
Typische Beschwerden, die im Verlauf auftreten können, sind unter anderem:
- Ständige Müdigkeit und Energielosigkeit
- Gewichtszunahme trotz unveränderter Ernährung
- Kälteempfindlichkeit
- Haarausfall oder trockene Haut
- Zyklusstörungen oder unerfüllter Kinderwunsch
- Konzentrationsprobleme oder Stimmungsschwankungen
Hashimoto zählt zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen und betrifft Frauen im gebärfähigen Alter deutlich häufiger als Männer. Eine stabile Schilddrüsenfunktion spielt in dieser Lebensphase eine wichtige Rolle – für Stoffwechsel, Hormonhaushalt und eine gesunde Zyklusregulation.
Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose, meist durch Blutwerte und Ultraschall, entscheidend. Sie ermöglicht eine gezielte Behandlung und regelmäßige Kontrollen, um langfristig Wohlbefinden, Energie und hormonelle Balance zu unterstützen – insbesondere dann, wenn ein Kinderwunsch besteht.
Wie beeinflusst Hashimoto die Fruchtbarkeit?
Für viele Frauen mit Kinderwunsch ist die Schilddrüse ein oft unterschätzter Faktor. Besonders Hashimoto, eine Autoimmunerkrankung, kann die Fruchtbarkeit deutlich beeinflussen, auch wenn die Schilddrüsenwerte zunächst noch normal erscheinen.
Die Erkrankung wirkt sich auf den Zyklus, den Eisprung und die hormonelle Balance aus – Faktoren, die entscheidend für eine erfolgreiche Schwangerschaft sind. So können Betroffene erleben, dass der Körper den Eisprung verzögert, der Zyklus unregelmäßig wird oder das Hormongleichgewicht gestört ist.
Hashimoto: Wie sich der Wechsel zwischen Unter- und Überfunktion auf die Fruchtbarkeit auswirkt
Studien (1) zeigen, dass sich die Beschwerden je nach Art der Fehlfunktion unterscheiden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, die für den Stoffwechsel und die Regulation anderer Hormone im Körper entscheidend sind. Diese hormonellen Veränderungen wirken sich direkt auf den Menstruationszyklus aus:
- Der Eisprung kann ausbleiben oder verzögert sein, wodurch die Fruchtbarkeit eingeschränkt wird.
- Der Zyklus kann unregelmäßig, verkürzt oder unnatürlich lang sein, was die Bestimmung fruchtbarer Tage erschwert.
- Das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Fehlgeburten oder Frühgeburten steigt, da Schilddrüsenhormone für die Entwicklung von Embryo und Plazenta wichtig sind.
Bei einer Überfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone, was den gesamten Hormonhaushalt durcheinanderbringen kann. Eine Hyperthyreose kann zudem das Risiko für andere gesundheitliche Probleme erhöhen, die indirekt die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, z. B. Herzrasen oder erhöhter Stoffwechselstress.
Eine Schilddrüsenautoimmunität, wie Hashimoto, ist die häufigste Autoimmunerkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Hier greift das Immunsystem die Schilddrüse an, was in einem Wechsel zwischen Schilddrüsenüber- und Unterfunktion resultiert.
- Frauen mit Hashimoto haben ein erhöhtes Risiko für unerklärte Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten, selbst wenn die Schilddrüsenwerte noch normal erscheinen (1).
- Hashimoto tritt häufig bei Frauen mit PCOS auf, was die Fruchtbarkeit zusätzlich beeinträchtigen kann (1).
- Auch bei Frauen, die sich einer assistierten Reproduktion unterziehen, können Schilddrüsenautoimmunität und Schilddrüsenstörungen den Behandlungserfolg mindern (1).
Schilddrüsenwert & Schwangerschaft: Warum besonders TSH und Kinderwunsch untrennbar sind
Für die Schilddrüse spielen vor allem 3 Hormone eine wichtige Rolle:
- TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Steuert die Schilddrüse und regt sie zur Produktion von T3 und T4 an.
- T3 (Trijodthyronin): Das aktive Schilddrüsenhormon, das Stoffwechsel, Energiehaushalt und viele Körperfunktionen direkt beeinflusst.
- T4 (Thyroxin): Die Vorstufe von T3; wird im Körper bei Bedarf in das aktive Hormon umgewandelt.
Schon kleine Veränderungen der TSH-Werte können die Chancen auf eine Schwangerschaft beeinflussen, selbst wenn noch keine typischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion spürbar sind.
Das liegt daran, dass selbst subklinische Unterfunktionen, bei denen die Schilddrüsenhormone T3 und T4 noch normal sind, sich auf den Zyklus auswirken. Studien zeigen, dass sich die Fruchtbarkeit vor allem dann verschlechtert, wenn TSH über etwa 4,0 mIU/L liegt. Viele Frauen merken davon nichts – dennoch können wichtige Abläufe gestört sein, etwa:
- der Eisprung, der unregelmäßig oder gar nicht stattfindet
- die Gebärmutterschleimhaut, die sich nicht ausreichend auf die Einnistung vorbereitet
Beides kann es deutlich schwerer machen, schwanger zu werden.
Fachgesellschaften (1) empfehlen daher, dass alle Frauen mit Kinderwunsch ihre Schilddrüsenwerte prüfen lassen, vor allem TSH und TPO-Antikörper als mögliche Frühmarker für Hashimoto. So können auch stille, unbemerkte Störungen entdeckt werden, bevor sie Probleme verursachen.
Wie wirkt Hashimoto auf die männliche Fruchtbarkeit?
Auch wenn meist die weibliche Seite in den Vordergrund gestellt wird, liegt die statistische Wahrscheinlichkeit für einen unerfüllten Kinderwunsch aufgrund der Unfruchtbarkeit der Frau und einer aufgrund der Unfruchtbarkeit des Mannes gleichverteilt bei jeweils 30 %.
Denn auch Hashimoto kann genauso die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen, indem es, gleich wie bei Frauen, zu hormonellen Ungleichgewichten führt, die sich auf die Spermienqualität und die sexuelle Funktion auswirken. Das bedeutet eine geringere Spermienzahl, eingeschränkte Mobilität der Spermien, Libidoverlust und möglicherweise Erektionsstörungen.
Eine hormonelle Störung, wie eine Schilddrüsenunterfunktion sie hervorruft, kann zu einem niedrigeren Testosteronspiegel führen. Die gute Nachricht ist, dass die Fruchtbarkeit sich oft verbessert, wenn die Schilddrüsenunterfunktion durch eine fachärztliche Behandlung mit Schilddrütsenhormonen gut eingestellt wird.

Kann man trotz Hashimoto schwanger werden? Chance vs. Risiko
Zwar kann die Autoimmunerkrankung die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft etwas verringern, doch viele Betroffene werden problemlos schwanger. Entscheidend ist, die Schilddrüsenfunktion gut eingestellt zu halten.
Dabei stellt sich oft die Frage: Gibt es Risiken für Mutter und Kind?
Unbehandelte oder deutlich ausgeprägte Schilddrüsenfunktionsstörungen können tatsächlich zu Komplikationen führen, etwa zu Frühgeburten, Fehlgeburten oder Entwicklungsproblemen beim Kind. Deshalb ist eine frühzeitige und regelmäßige medizinische Betreuung besonders wichtig.
Eine Heilung für Hashimoto gibt es zwar nicht, aber die Symptome und die hormonellen Veränderungen lassen sich sehr gut behandeln. Durch eine individuell angepasste Therapie kann der Hormonhaushalt stabilisiert werden – eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Schwangerschaft und eine gute Entwicklung des Babys.
Wie lange dauert es, mit Hashimoto schwanger zu werden?
Die Dauer, bis man mit Hashimoto schwanger wird, lässt sich nicht pauschal beantworten, weil sie sehr individuell ist. Dennoch gibt es einige gut belegte Zusammenhänge, die helfen, die Situation besser einzuschätzen:
1. Entscheidend ist die Schilddrüsenfunktion – nicht die Diagnose an sich
Viele Menschen mit Hashimoto werden genauso schnell schwanger wie ohne Hashimoto, wenn:
- die Schilddrüsenwerte gut eingestellt sind
- insbesondere der TSH-Wert im optimalen Bereich für Kinderwunsch liegt
- regelmäßige Zyklen vorhanden sind
2. Wenn die Schilddrüse nicht optimal arbeitet
Unbehandelte oder schlecht eingestellte Werte können:
- den Eisprung stören
- Zyklen verlängern oder unregelmäßig machen
- die Eizellreifung beeinträchtigen
Dadurch kann sich die Zeit bis zur Schwangerschaft monate- bis jahrelang verlängern, bis die Werte stabilisiert sind.
3. Wie schnell es nach der Einstellung gehen kann
Viele Betroffene berichten, dass sie innerhalb weniger Monate nach gut eingestellter Medikation schwanger geworden sind.
Bei anderen dauert es länger – oft abhängig von:
- Alter
- zusätzlicher hormoneller Faktoren
- Autoantikörpern (z. B. TPO-AK, Tg-AK)
- Begleiterkrankungen (z. B. PCOS)
Schwangerschaft und Hashimoto: Was kann man tun?
Die drei wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten bei Hashimoto umfassen:
1. Medikamentöse Therapie
2. Ernährungsumstellung und Ergänzung wichtiger Nährstoffe
3. Operative Behandlung
Die medikamentöse Behandlung wird ärztlich verordnet und besteht in der Regel aus der Einnahme von Schilddrüsenhormonen, um den Hormonmangel auszugleichen. Eine gute Einstellung der Werte ist entscheidend, um Beschwerden zu lindern und Folgeschäden zu vermeiden.
Begleitend zur ärztlichen Therapie kannst du selbst viel tun: Eine entzündungsarme, nährstoffreiche Ernährung sowie die gezielte Einnahme wissenschaftlich untersuchter Hashimoto Nahrungsergänzungsmittel, wie zum Beispiel Selen, Vitamin D, Omega 3, können in Absprache mit dem Arzt die Schilddrüse unterstützen und Symptome verbessern.
Eine operative Entfernung der Schilddrüse ist nur selten notwendig – meist dann, wenn ein stark vergrößerter Kropf zu Atemnot oder Schluckbeschwerden führt oder wenn andere schwerwiegende Komplikationen vorliegen. Nach einer Entfernung der Schilddrüse ist eine lebenslange Hormonersatztherapie erforderlich.
Eine medikamentöse Übertherapie, z. B. mit zu viel Levothyroxin, kann ebenfalls Risiken bergen, etwa für die Entwicklung des ungeborenen Kindes. Daher sollte eine Behandlung stets eng ärztlich begleitet werden.
Schilddrüsenwert bei Kinderwunsch: TSH-Wert Schwangerschaft 1 Trimester
Für Frauen mit Kinderwunsch – besonders bei Hashimoto-Thyreoiditis – gehört ein gut eingestellter TSH-Wert zu den wichtigsten Grundlagen. Die Therapie und das Vorgehen hängen maßgeblich davon ab, wie ausgeprägt die Funktionsstörung ist.
- Manifeste (deutliche) Unter- oder Überfunktion: Immer behandlungsbedürftig
- Subklinische Hypothyreose ab TSH > 4,0 mIU/L: Behandlung wird klar empfohlen
- TSH zwischen 2,5 und 4,0 mIU/L: Keine eindeutige Therapieempfehlung – die Entscheidung erfolgt individuell
Es gibt interessante Hinweise aus klinischen Studien, dass Vitamin A und Ashwagandha bei subklinischen Schilddrüsenfunktionsstörungen Einfluss auf TSH, T3 und T4 haben können.
In einer hochwertigen 8-wöchigen Studie (2) mit 50 Menschen mit subklinischer Schilddrüsenunterfunktion wurde Ashwagandha mit einem Placebo verglichen. Die Teilnehmer erhielten zweimal täglich 300 mg Ashwagandha-Wurzelextrakt und es zeigte sich:
- T3 stieg deutlich an: nach 4 Wochen um rund 19 %, nach 8 Wochen sogar um über 40 %.
- T4 erhöhte sich ebenfalls: um etwa 9 % nach 4 Wochen und um 20 % nach 8 Wochen.
- TSH sank spürbar im Vergleich zur Placebogruppe.
- In der Placebogruppe verschlechterten sich die Werte teilweise sogar (T3 sank, T4 blieb gleich).
Ashwagandha konnte innerhalb kurzer Zeit das Hormonprofil der Schilddrüse in Richtung Normalbereich verbessern. Das spricht dafür, dass die Pflanze den Schilddrüsenstoffwechsel positiv unterstützen kann – insbesondere bei einer leichten Unterfunktion. Die Einnahme während einer Schwangerschaft sollte jedoch unbedingt mit einem Arzt besprochen werden.
Eine weitere Studie (3) untersuchte 84 prämenopausale Frauen über einen Zeitraum von vier Monaten. Die Teilnehmerinnen erhielten täglich 25.000 IE Vitamin A (Retinylpalmitat) oder ein Placebo und auch hier konnte gezeigt werden:
- TSH sank deutlich in beiden Vitamin-A-Gruppen.
- T3 stieg merkbar an, was auf eine verbesserte Hormonaktivität hinweist.
- T4 nahm etwas ab, was jedoch in allen Gruppen beobachtet wurde.
- Die Häufigkeit einer subklinischen Hypothyreose ging zurück, besonders bei nicht-adipösen Frauen.
- Es traten keine Nebenwirkungen während der gesamten Studiendauer auf.
Vitamin A scheint eine Rolle dabei zu spielen, die TSH-Ausschüttung zu regulieren und den Schilddrüsenstoffwechsel zu beeinflussen. Die Studie vermutet, dass es über bestimmte Gen- und Rezeptorprozesse wirkt, die an der Hormonbildung beteiligt sind.
Der schützende Effekt von Selen auf die Schilddrüsenautoimmunität während und nach der Schwangerschaft
Selen spielt eine wichtige Rolle für die Schilddrüsengesundheit. Die SERENA-Studie (4), eine hochwertige klinische Untersuchung aus Italien, hat genau diese Wirkung während und nach der Schwangerschaft genauer untersucht.
Ziel der Studie war es herauszufinden, ob eine tägliche Einnahme von Selen Frauen mit Schilddrüsenautoimmunität während der Schwangerschaft und im ersten halben Jahr nach der Geburt schützen kann.
Hauptfokus waren die Schilddrüsenantikörper, die bei Hashimoto oft erhöht sind. Es wurden jedoch auch Schilddrüsenhormone, Ultraschallbilder, Lebensqualität und mögliche Komplikationen betrachtet:
1. Antikörpertiter – der wichtigste Befund: Während der Schwangerschaft sanken die Antikörperwerte zunächst in beiden Gruppen – ein natürlicher Effekt, da das Immunsystem in der Schwangerschaft herunterreguliert wird.
Nach der Geburt zeigten sich der deutliche Unterschied:
- Selen-Gruppe: Die Antikörpertiter blieben deutlich niedriger und stiegen nach der Geburt nicht wieder stark an.
- Placebo-Gruppe: Hier kam es zum typischen Rebound-Effekt – die Antikörper stiegen nach der Geburt wieder deutlich an.
Das bedeutet, Selen kann den Wiederanstieg der Antikörper nach der Geburt bremsen und wirkt damit schützend auf die Schilddrüse.
2. Schilddrüsenfunktion (TSH, fT3, fT4): Die Hormonwerte unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht signifikant. Alle Frauen wurden bei Bedarf mit Levothyroxin eingestellt, um den TSH-Wert stabil unter 2,7 mIU/L zu halten.
Selen beeinflusst also vor allem die Autoimmunität – nicht die Hormonspiegel direkt.
3. Selenstatus: Frauen, die Selen einnahmen, hatten am Ende deutlich höhere Selenwerte im Blut. Die Ausgangswerte lagen bei den meisten unter dem optimalen Bereich (80–120 mcg/L).
Das unterstützt die Annahme, dass Selen vor allem dann wirksam ist, wenn ein Mangel besteht.
Die Supplementierung wurde von den Teilnehmerinnen insgesamt sehr gut vertragen und zeigte in der Studiendauer keinerlei relevante oder unerwartete Nebenwirkungen. Damit erwies sich die Einnahme als sicher und unproblematisch – auch während der Schwangerschaft
Hashimoto Fehlgeburt verhindern: Könnte L-Carnitin helfen?
Frauen mit Hashimoto haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, vor allem dann, wenn Schilddrüsenantikörper sehr hoch sind oder die Eizellqualität eingeschränkt ist.
Ein Forschungsansatz beschäftigt sich daher mit Substanzen, die Eizellen und frühe Embryonen widerstandsfähiger machen können. Zu diesen Substanzen gehört L-Carnitin, ein Nährstoff, der für den Energiestoffwechsel der Zellen – besonders der Mitochondrien – wichtig ist.
Eine umfangreiche Studie (5) untersuchte, ob die Einnahme von L-Carnitin die Embryoqualität bei Frauen verbessert, die zuvor erfolglos eine IVF durchlaufen hatten. Die Besonderheit: Jede Frau diente als ihre eigene Vergleichsperson. Man verglich also den IVF-Zyklus vor und nach der L-Carnitin-Einnahme bei derselben Patientin.
Dabei zeigte sich:
- Keine Veränderung der Zahl der gewonnenen Eizellen oder der Befruchtungsrate.
- Aber eine deutliche Verbesserung der Embryoqualität:
- Höherer Anteil übertragungsfähiger Embryonen (66,9 % nach vs. 60 % vor L-Carnitin).
- Mehr morphologisch gute Embryonen an Tag 3 (53,7 % vs. 46,4 %).
- Klarer Anstieg guter Blastozysten an Tag 5 (21,2 % vs. 11,4 %).
- Schwangerschaften und gesunde Geburten traten nach der L-Carnitin-Einnahme auf; Fehlbildungen wurden nicht beobachtet.
Auch wenn die Studie keine Hashimoto-Patientinnen im Speziellen untersuchte, gibt es plausible Verbindungen. Hashimoto ist häufig mit erhöhtem oxidativem Stress und eingeschränkter mitochondrialer Funktion verbunden.
L-Carnitin wirkt genau an diesen Punkten, indem es die Zellenergie unterstützt und oxidative Belastung senkt. Eine bessere Eizell- und Embryoqualität könnte theoretisch auch das Risiko früher Fehlentwicklungen und damit Fehlgeburten reduzieren.

Fazit: Gute Chancen auf einen erfüllten Kinderwunsch – trotz Hashimoto
Ein optimaler Schilddrüsenstatus ist für den Kinderwunsch entscheidend. Besonders der TSH-Wert gilt als wichtiger Orientierungspunkt: Schon leichte Schwankungen können den Zyklus beeinflussen, die Eizellreifung stören und die Einnistung erschweren. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenwerte in enger Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten essenziell.
Um den TSH-Wert zu unterstützen, werden häufig folgende Nährstoffe und Faktoren diskutiert:
- Ashwagandha: kann das Stressniveau senken, kann jedoch in Schilddrüsenüberfunktionsphasen kontraproduktiv wirken und sollte vor allem während einer Schwangerschaft nur unter ärztlicher Beratung eingenommen werden.
- Vitamin A: wichtig für die Hormonproduktion und den Schilddrüsenstoffwechsel.
- Selen: zentral für die Umwandlung von T4 in das aktive T3 und für die entzündungshemmende Schilddrüsenfunktion.
- Zink: beteiligt an der Hormonbildung und Immunregulation.
- Eisen (Ferritin): nötig für die Schilddrüsenhormonsynthese; ein Mangel kann den TSH beeinflussen.
- Vitamin D: unterstützt das Immunsystem und wird bei Hashimoto häufig als kritisch niedrig gemessen.
- Omega-3-Fettsäuren: wirken entzündungsmodulierend.
- B-Vitamine (v. a. B12 und Folat): wichtig für Zellteilung, Energie und Schilddrüsenfunktion.
Außerdem deutet die Studienlage darauf hin, dass L-Carnitin die Embryoqualität positiv beeinflussen kann. In Kombination mit Myo-Inositol, Kupfer, Eisen, L-Tyrosin und B-Vitaminen kann es den Stoffwechsel und die hormonelle Balance unterstützen – besonders bei Hashimoto, wo der Körper oft zusätzliche Mikronährstoffe benötigt.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Kinderwunsch bei Hashimoto
Ja, man kann mit Hashimoto ganz normal schwanger werden. Die meisten Frauen mit Hashimoto bekommen ohne größere Probleme ein gesundes Baby. Entscheidend ist vor allem, dass die Schilddrüsenwerte gut eingestellt sind, besonders der TSH-Wert, da er den Zyklus, die Eizellreifung und die Einnistung beeinflusst. Wenn Hashimoto unbehandelt bleibt oder die Werte stark schwanken, kann es zu Zyklusstörungen, Eisprungproblemen und erhöhter Fehlgeburtswahrscheinlichkeit kommen.
Leider ja. Studien zeigen ein höheres Risiko für frühe Fehlgeburten, selbst bei normalem TSH, vermutlich wegen entzündlicher Prozesse und Antikörpern. Eine stabile hormonelle Einstellung reduziert dieses Risiko deutlich.
Die Antikörper selbst greifen die Schilddrüse an, nicht die Fortpflanzungsorgane. Indirekt können sie aber Entzündungen erhöhen, die Eizellqualität beeinträchtigen und das Fehlgeburtsrisiko steigern. Je besser die Schilddrüse eingestellt ist, desto weniger Probleme verursachen die Antikörper.
Ja. In den ersten Monaten steigt der Bedarf an Schilddrüsenhormonen stark an. Bei Hashimoto wird empfohlen, die Werte alle 4–6 Wochen zu kontrollieren und die Dosis ggf. anzupassen.
Quellenverzeichnis:
(1) Unuane D, Velkeniers B. Impact of thyroid disease on fertility and assisted conception. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2020 Jul;34(4):101378. doi: 10.1016/j.beem.2020.101378. Epub 2020 Jan 30. PMID: 32037280.
(2) Sharma AK, Basu I, Singh S. Efficacy and Safety of Ashwagandha Root Extract in Subclinical Hypothyroid Patients: A Double-Blind, Randomized Placebo-Controlled Trial. J Altern Complement Med. 2018 Mar;24(3):243-248. doi: 10.1089/acm.2017.0183. Epub 2017 Aug 22. PMID: 28829155.
(3) Farhangi MA, Keshavarz SA, Eshraghian M, Ostadrahimi A, Saboor-Yaraghi AA. The effect of vitamin A supplementation on thyroid function in premenopausal women. J Am Coll Nutr. 2012 Aug;31(4):268-74. doi: 10.1080/07315724.2012.10720431. PMID: 23378454.
(4) Mantovani G, Isidori AM, Moretti C, Di Dato C, Greco E, Ciolli P, Bonomi M, Petrone L, Fumarola A, Campagna G, Vannucchi G, Di Sante S, Pozza C, Faggiano A, Lenzi A, Giannetta E. Selenium supplementation in the management of thyroid autoimmunity during pregnancy: results of the „SERENA study“, a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Endocrine. 2019 Dec;66(3):542-550. doi: 10.1007/s12020-019-01958-1. Epub 2019 May 25. PMID: 31129812.
(5) Kitano Y, Hashimoto S, Matsumoto H, Yamochi T, Yamanaka M, Nakaoka Y, Fukuda A, Inoue M, Ikeda T, Morimoto Y. Oral administration of l-carnitine improves the clinical outcome of fertility in patients with IVF treatment. Gynecol Endocrinol. 2018 Aug;34(8):684-688. doi: 10.1080/09513590.2018.1431769. Epub 2018 Jan 29. PMID: 29378447.





