Das Gehirn und die Schilddrüse stehen in ständigem Austausch. Zahlreiche Körperfunktionen – vom Stoffwechsel über den Energiehaushalt bis hin zu Stimmung und Fruchtbarkeit werden so gesteuert. Viele Betroffene einer gestörten Schilddrüsenfunktion erleben depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit oder Stimmungsschwankungen. Aktuelle Studien zeigen jetzt: Auch die umgekehrte Richtung der Einflussnahme ist möglich.
- Wer unter Depressionen oder Angst leidet, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, später eine Schilddrüsenerkrankung zu bekommen (1).
- Studienergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere Frauen und jüngere Erwachsene mit Depressionen häufiger Veränderungen der Schilddrüsenparameter aufweisen (2).
- Eine gezielte Nahrungsergänzung kann sowohl die Schilddrüse, als auch depressive Symptome natürlich und effektiv bekämpfen.
Schilddrüsenhormone: Was hat die Schilddrüse mit der Psyche zu tun?
Die Schilddrüse steht über die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse in direkter Verbindung mit dem Gehirn.
Der Hypothalamus im Gehirn steuert diese Achse, indem er das Thyreotropin-Releasing-Hormon freisetzt, das die Hypophyse anregt. Diese produziert daraufhin TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), das die Schilddrüse stimuliert, ihre Hormone T4 (Thyroxin) und T3 (Triiodthyronin) zu bilden.
Die Schilddrüsenhormone wirken auf nahezu alle Zellen des Körpers, einschließlich der Gehirnzellen, und beeinflussen dort Stoffwechsel, Energieproduktion und psychische Funktionen wie Stimmung und Konzentration.
Ein ausgeklügelter Rückkopplungsmechanismus sorgt dafür, dass bei hohen Hormonspiegeln die Ausschüttung von TRH und TSH gedrosselt wird, bei niedrigen Spiegeln hingegen verstärkt. So bleibt die Hormonbalance stabil und die Kommunikation zwischen Gehirn und Schilddrüse präzise reguliert.
Psychische Symptome: Stimmungsschwankungen durch Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion befinden sich zu viele Schilddrüsenhormone im Körper, was direkt zu einer Beschleunigung vieler körperlicher und psychischer Prozesse führt. Betroffene sind häufig nervös, schreckhaft oder leicht erregbar und können bis zu aggressivem Verhalten neigen. Es fällt schwer, sich zu entspannen, und Schlafstörungen treten häufig auf.
Psychisch kann die Hyperthyreose sogar akute psychotische Symptome hervorrufen. Häufig treten Überschneidungen mit primär psychiatrischen Erkrankungen auf, wodurch bestehende psychische Beschwerden verstärkt werden.
Eine Schilddrüsenunterfunktion führt dagegen zu einer Verlangsamung körperlicher und geistiger Prozesse. Betroffene klagen häufig über depressive Verstimmungen, Apathie, Interessenlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. Die Stimmung kann stark schwanken, im Extremfall sind auch Wahnvorstellungen oder Suizidgedanken möglich.
Zusätzlich treten bei vielen Patienten Einschränkungen der geistigen Funktionen auf, wie verlangsamtes Denken, Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen.
Frauen nach der Geburt können durch hormonelle Umstellungen eine Postpartum-Thyreoiditis entwickeln, die mit Stimmungsschwankungen und Depressionen einhergehen kann.
Postpartum-Thyreoiditis ist eine Schilddrüsenentzündung, die nach einer Geburt auftreten kann. Sie entsteht meist durch eine vorübergehende Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift. Dadurch kommt es zu vorübergehenden Funktionsstörungen – oft zunächst zu einer Überfunktion, später zu einer Unterfunktion.
| Symptombereich | Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) | Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) |
| Stimmung | Depressive Verstimmung, Apathie, Interessenlosigkeit, Stimmungsschwankungen, in Extremfällen Wahn oder Suizidgedanken | Nervosität, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, Aggressivität, akute psychotische Symptome möglich |
| Konzentration | Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, verlangsamtes Denken, Initiativlosigkeit, Lethargie | Übererregtheit, Gedankenrasen, innere Unruhe |
| Körperliche Begleitsymptome | Gewichtszunahme, langsamer Herzschlag, verlangsamte Reflexe, verminderte Libido, Müdigkeit | Gewichtsverlust, Herzrasen / Vorhofflimmern, Zittern, starkes Schwitzen, Schlafstörungen, Durchfälle, Müdigkeit |
| Entwicklung / Diagnose | Schleichend, häufig spät erkannt, oft als Alterserscheinung fehlgedeutet | Häufig schneller Beginn, Symptome können mit Wechseljahresbeschwerden verwechselt werden |
| Behandlungserfolg | Psychische Symptome bessern sich meist nach medikamentöser Behandlung innerhalb von Wochen bis Monaten | Psychische Symptome bessern sich meist nach medikamentöser Behandlung innerhalb von Wochen bis Monaten |
Schilddrüsenerkrankung durch Depression: Kann psychischer Stress die Schilddrüse beeinflussen?
Die Beziehung zwischen Stimmung und Schilddrüse ist jedoch alles andere als einseitig. Tatsächlich wirkt die psychische Gesundheit unmittelbar auf die Schilddrüse zurück.
Das ist wenig überraschend, wenn man berücksichtigt, dass das Gehirn die Schilddrüsenaktivität steuert. Dennoch ist dieser Zusammenhang bemerkenswert, denn er zeigt deutlich, dass unser mentaler Zustand einen erheblichen Einfluss auf zahlreiche körperliche Prozesse hat.

Schilddrüsenunterfunktion durch Depression
Die hormonelle Befehlskette der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse sorgt im Normalfall dafür, dass ausreichend Schilddrüsenhormone bereitgestellt werden, um Stoffwechsel, Energiehaushalt und Stimmung zu regulieren.
Bei Depressionen ist diese Achse jedoch häufig abgeschwächt. Dadurch produziert der Körper tendenziell weniger Schilddrüsenhormone wie FT4, FT3 und TT3, und die Schilddrüse wird insgesamt weniger stimuliert. Diese gedrosselte Aktivität kann langfristig zu einer Unterfunktion beitragen – ein Mechanismus, der wissenschaftlich inzwischen gut belegt ist (1).
Die große NHANES-Studie (2) mit über 12.500 Teilnehmenden zeigte eindrucksvoll, dass Menschen mit depressiven Symptomen im Durchschnitt niedrigere Schilddrüsenhormonspiegel aufwiesen, unabhängig von Geschlecht oder Alter.
Besonders ausgeprägt war dieser Zusammenhang bei Frauen und jüngeren Erwachsenen. Zusätzlich hatten depressive Personen häufiger erhöhte Schilddrüsenantikörper, was darauf hinweist, dass das Immunsystem stärker beteiligt sein könnte. Depression wirkt also nicht nur auf Gedanken, Gefühle und Verhalten, sondern beeinflusst messbar die biochemischen Abläufe in der Schilddrüse.
Auch langfristig hatte dieser Zusammenhang Bedeutung. Eine Analyse der UK Biobank (1) mit fast 350.000 Teilnehmenden zeigte deutlich, dass depressive Menschen ein erhöhtes Risiko hatten, später eine Hypothyreose zu entwickeln.
Je stärker die Symptome, desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine Unterfunktion: leichte depressive Beschwerden gingen mit einem um 19 Prozent erhöhten Risiko einher, moderate mit 43 Prozent und schwere mit ganzen 84 Prozent. Die Beziehung war linear – jede Verschlechterung des psychischen Zustands spiegelte sich in einem höheren Risiko wider.
Für diese Verbindung gibt es mehrere plausible biologische Erklärungen:
- Chronischer Stress & HPT-Achse: Depressionen aktivieren häufig dauerhaft das Stresssystem. Dies hemmt die HPT-Achse, wodurch die Schilddrüse weniger Hormone produziert.
- Immunveränderungen: Depression ist oftmals mit stillen Entzündungen verbunden. Das könnte erklären, warum depressive Menschen häufiger erhöhte TPO-Antikörper haben – ein Hinweis auf eine beginnende oder verstärkte Autoimmunthyreoiditis, wie z. B. Hashimoto.
- Lebensstilfaktoren: Niedrigere körperliche Aktivität und ungünstigere Lebensbedingungen können die Schilddrüse zusätzlich belasten.
Der Schilddrüse-Depressions-Teufelskreis: Depression → gedämpfte Hormonachsen → reduzierte Schilddrüsenhormonproduktion → Unterfunktion → weitere Stimmungseintrübung → ….
Stimmungsschwankungen als Risikofaktor für Schilddrüsenüberfunktion
Während Unterfunktion und Depression oft gemeinsam auftreten, zeigt sich bei einer Überfunktion ein anderes Muster:
- erhöhte Angstwerte
- stärkere emotionale Schwankungen
- und eine deutliche Abnahme der inneren Ruhe.
In großen Bevölkerungsstudien wie NHANES (1) ließ sich beobachten, dass Menschen mit hohen Schilddrüsenhormonspiegeln vermehrt Symptome von Nervosität und Angst aufwiesen. Auch in langfristigen Daten, wie denen der UK Biobank (2), zeigten sich Hinweise darauf, dass Personen mit hyperthyreoter Tendenz häufiger über psychische Anspannung berichteten und empfindlicher auf Stress reagierten.
Die Mechanismen unterschieden sich dabei klar von denen der Unterfunktion – statt gedämpfter Achsen dominierten Übererregung und ein verstärktes Ansprechen auf Stresshormone.
Diese emotionale Überlastung kann sich zu einem weiteren Teufelskreis entwickeln: Die psychische Anspannung verschärft den körperlichen Stress, der wiederum die hormonelle Dysregulation verstärken kann. Besonders Menschen, die bereits eine erhöhte Stresssensibilität aufweisen, reagieren auf überschießende Schilddrüsenhormonspiegel mit intensiveren psychischen Symptomen. Gleichzeitig kann die veränderte Schlafqualität, die für Hyperthyreose typisch ist, die Stimmungslage weiter destabilisieren.
Wer anhaltende Nervosität, Schlafprobleme oder unerklärliche Stimmungsschwankungen bemerkt, sollte daher ebenso an die Schilddrüse denken wie bei depressiver Verstimmung – denn auch die Überfunktion verändert messbar die Aktivität des Gehirns und beeinflusst das emotionale Wohlbefinden deutlich.
Schilddrüse & Depression: Behandlung der Ursache
Depression und Schilddrüsenerkrankungen beeinflussen einander – und genau deshalb ist es wichtig, nicht nur einzelne Symptome zu behandeln, sondern die zugrunde liegende Ursache mitzubedenken. Eine unbehandelte Hypothyreose kann depressive Verstimmungen auslösen oder verstärken, während Depressionen selbst die Hormonachsen dämpfen und dadurch die Schilddrüse schwächen können.
Wird nur die Stimmung behandelt, bleibt die hormonelle Dysbalance bestehen. Wird nur die Schilddrüse behandelt, können psychische Belastungen weiterhin die Hormonregulation stören.
Der wirksamste Ansatz ist daher ein ganzheitlicher Blick: Schilddrüsenwerte prüfen, psychische Belastungen ernst nehmen und beide Bereiche parallel stabilisieren. So lassen sich sowohl das hormonelle als auch das emotionale Gleichgewicht langfristig wiederherstellen.
Was hilft, die Schilddrüse in Balance zu bringen?
Um die Schilddrüse in Balance zu bringen, braucht es einen Mix aus medizinischer Abklärung, gezielter Versorgung und Lebensstilfaktoren, die die Hormonregulation unterstützen.
1. Schilddrüsenwerte prüfen und richtig behandeln
Der wichtigste Schritt ist immer die medizinische Basis:
- TSH, fT3, fT4, TPO-AK, Tg-AK bestimmen lassen
- Bei Unterfunktion ggf. L-Thyroxin einstellen
- Bei Überfunktion je nach Ursache Thyreostatika, Betablocker oder weitere Therapie
Eine korrekt eingestellte Schilddrüse stabilisiert oft auch Energie, Stimmung und Stoffwechsel.
2. Ausreichend Jod, Selen, Eisen & Schilddrüsen Vitamine
Ein ausgeglichenes Maß an Nährstoffen ist essenziell für die Schilddrüse – ein Mangel kann die Hormonproduktion bremsen, ein Überschuss in manchen Fällen ebenfalls schaden.
- Jod: Nötig für die Hormonbildung.
- Selen: Wichtig für die Umwandlung von T4 zu T3 und zur Regulierung des Immunsystems.
- Eisen / Ferritin: Ohne Eisen läuft die Produktion der Schilddrüsenhormone nicht optimal.
- Vitamine: Ein Vitamin B12-Mangel erhöht nachweislich das Risiko einer Schilddrüsenerkrankung und auch Vitamin A, K und D sind unerlässlich.
Wichtig: Nährstoffe immer gezielt nach Blutwerten ergänzen, nicht blind. Viele Mineralstoffe und Vitamine bedingen ihre Wirksamkeit im Körper gegenseitig, weshalb eine gezielte, hochqualitative Schilddrüsen Nahrungsergänzung optimalerweise alle wichtigen Wirkstoffe vereinen sollte.
3. Stress reduzieren – Cortisol wirkt auf die Schilddrüse
Chronischer Stress dämpft die HPT-Achse und kann sowohl Unter- als auch Überfunktion verschlechtern. Hilfreich sind z. B.:
- regelmäßige Bewegung (moderate Intensität)
- Atemübungen
- Meditation
- Schlafoptimierung
Schon kleine Stressreduktionen können die Hormonregulation verbessern.
4. Entzündungen senken
Die Schilddrüse reagiert empfindlich auf stille Entzündungen.
Helfen können:
- Wertvolle Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Algenöl vorkommen
- antioxidative Ernährung (viel Gemüse, Beeren, Kräuter)
- weniger Zucker & hochverarbeitete Lebensmittel
5. Darmgesundheit stärken
Etwa 20 % der T4-zu-T3-Umwandlung passiert im Darm. Ein gesunder Darm kann daher die Schilddrüsenfunktion verbessern:
- probiotika-reiche Lebensmittel, wie fermentiertes Gemüse
- ausreichend Ballaststoffe
- entzündungshemmende Ernährung
Nahrungsergänzungsmittel, die probiotische (aktive Bakterienkulturen) und präbiotische (Ballaststoffe als optimaler Nährgrund für die Kulturen) Inhalte vereinen, nennt man Synbiotika. Sie sind optimal für die Stärkung der Darmflora.
6. Bewegung – aber in der richtigen Intensität
Regelmäßige Bewegung verbessert:
- Stoffwechsel
- Stressregulation
- Hormonbalance
Bei starker Unterfunktion eher sanft starten, bei Überfunktion intensive Belastungen vermeiden, bis die Werte stabil sind.
Natürlicher Booster: Was wirkt gegen Depressionen?
Natürliche Ansätze zur Unterstützung bei Depressionen gewinnen zunehmend an Bedeutung, weil sie direkt in biologische Prozesse eingreifen können, die bei depressiven Erkrankungen gestört sind. Besonders spannend sind dabei bestimmte pflanzliche Wirkstoffe, Aminosäuren und Vitamine, deren antidepressive Effekte wissenschaftlich gut untersucht sind.
1. Panax Ginseng: Gegen Stress, schlechte Stimmung & Entzündungen
Eines der vielversprechendsten Beispiele ist Panax Ginseng. Seit Jahrhunderten wird Ginseng zur Verbesserung des seelischen Wohlbefindens eingesetzt, und moderne Forschung bestätigt diese traditionelle Anwendung. Seine aktiven Bestandteile – die Ginsenoside – beeinflussen die wichtigsten stimmungsrelevanten Botenstoffe im Gehirn.
- Sie erhöhen die Verfügbarkeit von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin und wirken damit ähnlich wie klassische Antidepressiva, nur auf natürliche Weise (3).
- Gleichzeitig reguliert Ginseng die Stressachse des Körpers, die bei Depressionen häufig überaktiv ist. Indem es den Cortisolspiegel senkt und die Balance der hormonellen Steuerung wiederherstellt, unterstützt es den Körper darin, Stress besser zu verarbeiten (3).
- Darüber hinaus hebt Ginseng die Konzentration des Wachstumsfaktors BDNF an, der für die Regeneration und Plastizität von Nervenzellen entscheidend ist – genau der Mechanismus, der auch bei modernen Antidepressiva eine zentrale Rolle spielt (3).
- Ebenso reduziert Ginseng entzündliche Prozesse, die bei vielen depressiven Menschen nachweisbar sind (3).
Auf biochemischer Ebene wirkt Ginseng somit gleichzeitig stimmungsaufhellend, stressregulierend, neuroprotektiv und entzündungshemmend.
2. 5-HTP: Hauptwirkstoff des Griffonia-Samen-Extraktes
Eine weitere natürliche Substanz mit nachgewiesener Wirksamkeit ist 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), ein direkter Vorläufer von Serotonin. 5-HTP wird im Körper zu Serotonin umgewandelt – dem Botenstoff, der bei Depressionen oft stark vermindert ist.
In mehreren klinischen Studien (4) erreichten im Durchschnitt 65 % der Patienten unter 5-HTP eine deutliche Besserung oder sogar vollständige Remission ihrer Symptome. Besonders interessant war, dass eine Verbesserung auf Depressionsskalen häufig so ausgeprägt war, dass sie dem Übergang von schwerer Depression in einen gesunden Bereich entsprach.
In den wenigen placebokontrollierten Studien (4) zeigte sich eine klare Überlegenheit von 5-HTP im Vergleich zu Placebo, während die Nebenwirkungen meist mild waren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass 5-HTP ein relevanter natürlicher Baustein im Management von Depressionen sein kann und sich potenziell gut als Ergänzung zu anderen Therapien eignet.
3. Safran: Eine natürliche, besser verträgliche Alternative zu SSRIs
Auch Safran hat sich in klinischen Studien (5) als bemerkenswert wirksam gegen leichte bis mittelschwere Depression erwiesen. In mehreren randomisierten, kontrollierten Studien schnitt Safran nicht nur besser ab als ein Placebo, sondern zeigte auch eine mit gängigen Antidepressiva vergleichbare Wirksamkeit – jedoch mit deutlich weniger Nebenwirkungen.
Während klassische SSRIs oft zu Beschwerden wie Tremor, Mundtrockenheit oder sexuellen Funktionsstörungen führten, waren unter Safran meist nur leichte und vorübergehende Symptome zu beobachten.
Das ist besonders interessant für Menschen, die pflanzliche Alternativen suchen oder Medikamente schlecht vertragen. Die antidepressive Wirkung von Safran wird unter anderem auf seine antioxidativen Eigenschaften, seine Wirkung auf serotonerge Systeme und seine entzündungshemmenden Effekte zurückgeführt.
4. Vitamin B6: Mentale Stabilität
Ein weiterer natürlicher Faktor, der eng mit der psychischen Gesundheit verknüpft ist, betrifft den Vitamin-B6-Status. Vitamin B6 ist essenziell für die Bildung von Neurotransmittern, darunter Serotonin, Dopamin und GABA.
Eine große Analyse der NHANES-Daten (6) aus den USA zeigte, dass Menschen mit einer hohen Vitamin-B6-Zufuhr ein signifikant geringeres Risiko für depressive Symptome hatten. Sowohl eine höhere Aufnahme über die Ernährung als auch höhere Blutspiegel der aktiven Form standen in direktem Zusammenhang mit einem verminderten Depressionsrisiko – und zwar unabhängig von Alter, BMI, Einkommen oder anderen Faktoren.
Die Beziehung war linear: Je höher die Vitamin-B6-Zufuhr, desto geringer das Depressionsrisiko. Frauen profitierten dabei besonders stark. Diese Daten unterstreichen, wie entscheidend eine nährstoffreiche Ernährung für mentale Stabilität sein kann und, dass ein Mangel an vitaminreichen Lebensmitteln tatsächlich zu Stimmungstiefs beitragen kann.

Gemeinsam zeigen diese naturbasierten Ansätze, dass Depressionen nicht nur auf psychischer Ebene, sondern sehr stark auch biologisch beeinflusst werden können.
Pflanzenstoffe wie Ginseng und Safran wirken auf Neurotransmitter, Entzündungswege und hormonelle Regelkreise, während Nährstoffe wie Vitamin B6 grundlegende Bausteine für stimmungsrelevante Botenstoffe bereitstellen. 5-HTP ergänzt dieses Bild als unmittelbarer Serotonin-Vorläufer.
Fazit: Depressionen & Schilddrüse: Wie Hormone und Stimmung einander beeinflussen
Depressionen betreffen nicht nur die Stimmung, das Denken oder den Antrieb – sie können auch tief in körperliche Prozesse eingreifen. Besonders gut belegt ist die enge Verbindung zwischen Depression und der Funktion der Schilddrüse.
Zwei große Studien aus den USA und Großbritannien zeigen deutlich, dass depressive Symptome die Aktivität der Schilddrüse messbar beeinflussen und sogar das Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion und Überfunktion erhöhen können.
Um Depressionen und Schilddrüsenprobleme gleichzeitig zu unterstützen, können bestimmte natürliche Substanzen hilfreich sein, die sowohl hormonelle Regelkreise als auch neurochemische Prozesse positiv beeinflussen:
| Für die Schilddrüse: | Für Depressionen: |
| ✅ Selen | ✅ Ginseng |
| ✅ Zink | ✅ Safran |
| ✅ Jod | ✅ Vitamin B6 |
| ✅ Ashwagandha | ✅ 5-HTP |
| ✅ L-Tyrosin | ✅ Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA) |
Für viele Betroffene können diese natürlichen Booster eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Therapie darstellen – oder in leichten Fällen sogar eine sanfte, gut verträgliche Alternative.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Schilddrüse Depressionen
Ja. Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) kann das Gehirn beeinflussen, den Energiehaushalt senken und depressive Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Traurigkeit verstärken.
Ja. Studien zeigen, dass chronische depressive Zustände hormonelle Regelkreise stören können, die Schilddrüsenaktivität verändern und langfristig das Risiko für Unter- oder Überfunktion erhöhen können.
– TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
– T3/T4 (Schilddrüsenhormone)
– fT3/fT4 (freie Hormone)
– Bei Autoimmunerkrankungen: TPO-Antikörper
Diese Werte helfen, Funktionsstörungen zu erkennen, die depressive Symptome verursachen können.
Ja. Selen, Zink, Jod, Ashwagandha und L-Tyrosin können die Schilddrüse unterstützen. Ginseng, Safran, 5-HTP, Rhodiola, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren können die Stimmung verbessern.
Typische Anzeichen sind Müdigkeit, Gewichtszunahme, Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit, trockene Haut, Haarausfall und depressive Verstimmung.
Quellenverzeichnis:
(1) Fan T, Luo X, Li X, Shen Y, Zhou J. The Association between Depression, Anxiety, and Thyroid Disease: A UK Biobank Prospective Cohort Study. Depress Anxiety. 2024 Jul 4;2024:8000359. doi: 10.1155/2024/8000359. PMID: 40226662; PMCID: PMC11918962.
(2) Ma Y, Wang M, Zhang Z. The association between depression and thyroid function. Front Endocrinol (Lausanne). 2024 Aug 30;15:1454744. doi: 10.3389/fendo.2024.1454744. PMID: 39280013; PMCID: PMC11392763.
(3) Jin Y, Cui R, Zhao L, Fan J, Li B. Mechanisms of Panax ginseng action as an antidepressant. Cell Prolif. 2019 Nov;52(6):e12696. doi: 10.1111/cpr.12696. Epub 2019 Oct 10. PMID: 31599060; PMCID: PMC6869450.
(4) Javelle F, Lampit A, Bloch W, Häussermann P, Johnson SL, Zimmer P. Effects of 5-hydroxytryptophan on distinct types of depression: a systematic review and meta-analysis. Nutr Rev. 2020 Jan 1;78(1):77-88. doi: 10.1093/nutrit/nuz039. PMID: 31504850.
(5) Tóth B, Hegyi P, Lantos T, Szakács Z, Kerémi B, Varga G, Tenk J, Pétervári E, Balaskó M, Rumbus Z, Rakonczay Z, Bálint ER, Kiss T, Csupor D. The Efficacy of Saffron in the Treatment of Mild to Moderate Depression: A Meta-analysis. Planta Med. 2019 Jan;85(1):24-31. doi: 10.1055/a-0660-9565. Epub 2018 Jul 23. PMID: 30036891.
(6) Lu J, Mao H, Tan Y, Luo G. Associations of Dietary Intake of Vitamin B6 and Plasma Pyridoxal 5′-Phosphate Level With Depression in US Adults: Findings From NHANES 2005-2010. Brain Behav. 2024 Nov;14(11):e70128. doi: 10.1002/brb3.70128. PMID: 39508477; PMCID: PMC11541856.





