4 umstrittene Lebensmittel bei Schilddrüsenunterfunktion

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4 umstrittene Lebensmittel bei Schilddrüsenunterfunktion

Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den häufigsten hormonellen Störungen – doch rund um Themen wie Jod, Gluten und Ernährung kursiert viel widersprüchliches Halbwissen (3). Diese Missinformationen können nicht nur verunsichern, sondern im schlimmsten Fall sogar dazu beitragen, dass sich eine Schilddrüsenunterfunktion verschlimmert oder überhaupt erst entwickelt.

Das Wichtigste in Kürze:

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Schilddrüsenunterfunktion – medizinisch Hypothyreose genannt – ist eine Stoffwechselstörung, bei der die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert

Diese Hormone, vor allem Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), steuern nahezu alle Stoffwechselprozesse im Körper: Sie beeinflussen den Energieverbrauch, die Herzfrequenz, die Verdauung, die Muskulatur und sogar die Stimmung. Fehlen sie, verlangsamt sich der gesamte Stoffwechsel – der Körper läuft sozusagen auf Sparflamme.

Die häufigste Ursache in Mitteleuropa ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Schilddrüsengewebe angreift. Aber auch Jodmangel, Operationen, Bestrahlungen oder bestimmte Medikamente können eine Unterfunktion auslösen. In seltenen Fällen ist sie angeboren.

Die Symptome entwickeln sich meist schleichend und werden anfangs oft übersehen. Typisch sind:

  • Schlafprobleme und Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Gewichtszunahme
  • Kälteempfindlichkeit
  • trockene Haut
  • Haarausfall
  • Verstopfung
  • Konzentrationsprobleme

Viele Betroffene berichten außerdem über Wassereinlagerungen, Blähbauch, Muskelschmerzen, Gelenkbeschwerden oder depressive Verstimmungen. Bei Frauen kann es zu Zyklusstörungen oder unerfülltem Kinderwunsch kommen.

Mit der richtigen Dosierung und regelmäßiger Kontrolle durch den Arzt ist eine Schilddrüsenunterfunktion gut behandelbar. Ergänzend können eine entzündungshemmende, nährstoffreiche Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und Stressreduktion helfen, den Hormonhaushalt zu stabilisieren und das Wohlbefinden zu verbessern.

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Welche Lebensmittel verschlechtern eine Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich durch die richtige Ernährung positiv beeinflussen – doch einige Lebensmittel können den Stoffwechsel zusätzlich verlangsamen oder sogar die Aufnahme der zugeführten Schilddrüsenhormone beeinträchtigen.

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Nr. 1: Sollte man bei Schilddrüsenunterfunktion Jod vermeiden?

Jod spielt eine zentrale Rolle für die Schilddrüsengesundheit – doch die richtige Menge ist entscheidend. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss können die Schilddrüsenfunktion stören und Krankheiten begünstigen. Man spricht deshalb von einer U-förmigen Beziehung zwischen Jodaufnahme und Schilddrüsenerkrankungen: Zu wenig oder zu viel Jod kann gleichermaßen schaden (1).

Bei Jodmangel kann die Schilddrüse nicht genügend Hormone bilden. Der Körper versucht, das durch ein Wachstum der Drüse auszugleichen – es entsteht ein Kropf (Struma). Schwere Mängel führen zu Hypothyreose, Stoffwechselverlangsamung und in der Schwangerschaft sogar zu Entwicklungsstörungen beim Kind (1).

Doch auch das Gegenteil ist problematisch: Zu viel Jod kann besonders bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung zur Autoimmunerkrankung Hashimoto Entzündungsprozesse in der Schilddrüse verstärken. In Regionen mit hoher Jodzufuhr treten daher häufiger Autoimmunthyreoiditis und Schilddrüsenunterfunktionen auf (1).

Zu viel Jod kann die Autoimmunreaktion anregen und Symptome verschlimmern. Bei einer bestehenden Hashimoto-Erkrankung sollten besonders jodreiche Lebensmittel daher nur in Maßen verzehrt werden: 

  • Seetang
  • Algenprodukte
  • Meeresfisch
  • oder jodiertes Speisesalz 
Schon gewusst?

Deutschland gehört zu den jodärmsten Regionen Europas. Nach den Eiszeiten wurden durch die Gletscherschmelze große Mengen des Spurenelements Jod aus den Böden ausgewaschen und ins Meer gespült. Deshalb enthalten unsere heutigen Böden, Weideflächen und auch das Trinkwasser nur noch sehr geringe Jodmengen – mit der Folge, dass Jod in der tierischen und menschlichen Ernährung hierzulande oft nur unzureichend vorhanden ist.

Das Ziel ist also eine ausgewogene Zufuhr: Nicht zu wenig, um die Hormonproduktion aufrechtzuerhalten und nicht zu viel, um Entzündungen und Autoimmunreaktionen zu vermeiden

Referenzwerte für die Jodzufuhr (Stand September 2025)
Säuglinge (unter 4 Monaten)80 µg/Tag
Kleinkinder und Kinder (4 Monate bis < 7 Jahre)80-90 µg/Tag
Kinder (7 bis < 13 Jahre)120 µg/Tag
Jugendliche und Erwachsene (ab 13 Jahren)150 µg/Tag
Schwangere220 µg/Tag
Stillende230 µg/Tag
(2)

Nr. 2: Wie gefährlich ist Gluten bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Viele Menschen stoßen bei oberflächlichen Recherchen zu verbotenen Lebensmitteln bei einer Schilddrüsenunterfunktion auf die Frage, ob eine glutenfreie Ernährung die Schilddrüse entlasten oder die Autoimmunreaktion abschwächen kann.

Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 zeigt jetzt klar: Für Hashimoto-Patienten ohne Zöliakie ist eine glutenfreie Ernährung wissenschaftlich nicht nachgewiesen wirksam

Sie bringt keinen messbaren Nutzen für die Schilddrüse oder die Reduktion von Autoantikörpern. Zudem kann der Verzicht auf glutenhaltige Vollkornprodukte und ballaststoffreiche Lebensmittel zu Nährstoffmängeln führen und sich letztendlich sogar kontraproduktiv auswirken.

Studie: Vergleich der Effekte einer glutenfreien Diät und einer normalen Ernährung auf Marker des oxidativen Stresses und Schilddrüsenparameter bei Hashimoto-Patienten.
Teilnehmerzahl: 30 Frauen, 12 Männer, Alter mind. 42 Jahre
Studiendauer: 12 Wochen
Ergebnisse: Schilddrüsenhormone – Keine signifikante VeränderungAutoantikörper – Leichter Rückgang der TPO-Antikörper, klinisch nicht relevantOxidativer Stress – Keine messbaren Verbesserungen

Nr. 3: Rohes Kohlgemüse & Soja kann die Jodaufnahme hemmen

Bestimmte Lebensmittel wie rohes Kohlgemüse (Brokkoli, Rosenkohl, Blumenkohl, Kohlrabi) und Sojaprodukte enthalten sogenannte Goitrogene oder strumafördernde Stoffe

Diese Substanzen können die Jodaufnahme hemmen und die Produktion von Schilddrüsenhormonen verlangsamen. Dadurch steigt das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH und die Schilddrüse kann sich langfristig vergrößern – ein Zustand, der als Kropf oder Struma bekannt ist.

Weitere Lebensmittel mit struma fördernden Stoffen sind Tofu, Zwiebeln sowie Wal- und Erdnüsse. Wichtig ist jedoch: Damit sie die Schilddrüse wirklich beeinflussen, müssten diese Lebensmittel über längere Zeit in sehr großen Mengen und einseitig konsumiert werden.

Tipps im Umgang mit Goitrogenen:

  • Kochen oder Dämpfen reduziert die goitrogene Wirkung von Kohl deutlich, sodass er bedenkenlos verzehrt werden kann.
  • Sojaprodukte in moderaten Mengen konsumieren, insbesondere bei eingeschränkter Jodzufuhr oder bereits bestehender Schilddrüsenunterfunktion.
  • Extrem große Mengen roher Kohlsorten oder Sojaprodukte sollten vermieden werden, um die Schilddrüse nicht zusätzlich zu belasten.

Nr. 4: Achtung vor Fast Food

Fast Food und stark verarbeitete Lebensmittel können die Schilddrüse und den Stoffwechsel zusätzlich belasten. Sie enthalten häufig:

  • Transfette und gesättigte Fette, die Entzündungen fördern
  • Zucker und einfache Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel und das Gewicht negativ beeinflussen
  • Zusatzstoffe und Konservierungsmittel, die den Körper belasten und Nährstoffaufnahme hemmen können

Eine aktuelle Studie (5) mit 149 Erwachsenen mit Hashimoto-Thyreoiditis zeigt, wie stark die Ernährung die Schilddrüse beeinflussen kann. Untersucht wurde, wie eine Ernährung reich bzw. arm an entzündungsfördernden Komponenten die Schilddrüsenfunktion beeinflussen kann.

Die Ergebnisse sprechen klar gegen die pro-entzündliche Ernährung: Je pro-entzündlicher die Ernährung, desto höher war das Risiko für eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Gekennzeichnet war diese Ernährungsform durch eine niedrige Aufnahme wichtiger, antientzündlicher Nährstoffe wie Ballaststoffe, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Vitamine (A, D, E, C, B-Komplex) sowie Mineralstoffe (Calcium, Eisen, Magnesium, Zink, Selen, Jod).

Die Studie verdeutlicht: Eine entzündungshemmende, nährstoffreiche Ernährung kann die Schilddrüse positiv unterstützen und Entzündungen reduzieren – eine entzündungsfördernde Ernährung dagegen bewirkt das genaue Gegenteil und verschlechtert die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion bedeutend.

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Ernährung als Therapieansatz: Diese Lebensmittel werden bei einer Schilddrüsenunterfunktion empfohlen

Eine gesunde Ernährung kann bei einer Schilddrüsenunterfunktion viel mehr bewirken, als viele denken. Ob zur Vorbeugung oder als Ergänzung zur herkömmlichen Schilddrüsenunterfunktionstherapie – mit den richtigen Lebensmitteln lässt sich der Stoffwechsel ankurbeln, die Hormonproduktion sanft unterstützen und entzündlichen Prozessen entgegenwirken. 

Wer bewusst isst, kann spürbar mehr Energie, weniger Erschöpfung und ein besseres Wohlbefinden erreichen – ganz ohne radikale Diäten, sondern mit nährstoffreicher, ausgewogener Kost, die Körper und Schilddrüse in Balance bringt.

Jod in Maßen: Jod ist für die Bildung der Schilddrüsenhormone unerlässlich, sollte aber in moderater Menge aufgenommen werden. Nahrungsergänzungspräparate bieten eine sichere und kalkulierbare Möglichkeit zur Substitution – sollte allerdings besonders bei Hashimoto erst nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.

Selenhaltige Lebensmittel: Selen wirkt entzündungshemmend und unterstützt die Umwandlung von T4 in das aktive Hormon T3. Besonders hohe Selenmengen finden sich in Fisch, Paranüssen und einigen Pilzsorten, wie Steinpilzen. Problematisch bei den natürlichen Quellen ist, dass der Selengehalt massiv schwanken kann. Zudem weisen Paranüsse oft eine sehr hohe radioaktive Belastung auf. Nahrungsergänzungsmittel sind deshalb für viele Personen die erste Wahl, um die Selenversorgung sicherzustellen.

Eisenreiche Kost: Eisenmangel kann die Schilddrüsenfunktion schwächen. Gute Eisen-Quellen sind Hirse, Hülsenfrüchte, Spinat und Haferflocken.

Zink und Magnesium: Diese Mineralstoffe sind wichtig für die Hormonregulation, das Immunsystem und den Energiestoffwechsel. Sie stecken unter anderem in Kürbiskernen, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen.

Vitamin D und Omega 3 Fettsäuren: Beide Nährstoffe helfen, Entzündungen zu hemmen. Vitamin D gewinnt der Körper optimalerweise durch Sonnenlicht, in den Wintermonaten reicht das jedoch selten aus. Die wertvollen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA können über Algenöl aufgenommen werden.

Ballaststoffreiche Ernährung: Viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte fördern eine gesunde Verdauung, stabilisieren den Blutzucker und unterstützen den Stoffwechsel.

Ausreichend Eiweiß: Eiweiß ist wichtig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen und Muskelerhalt. Gute Quellen sind Fisch, mageres Fleisch, Eier, Quark, Hülsenfrüchte und Tofu.

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Fazit: Kleine Ernährungsfehler, große Wirkung auf deine Schilddrüse

Die richtige Ernährung kann eine Schilddrüsenunterfunktion zwar nicht heilen, aber sie unterstützt die Therapie und hilft, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Entscheidend ist eine vielfältige, entzündungshemmende Kost – frisch, bunt und ausgewogen.

Die falsche Ernährung hingegen kann Therapiefortschritte verhindern, eine Schilddrüsenentzündung verursachen und den Stoffwechsel zusätzlich ausbremsen.

“Verbotene” Lebensmittel bei einer Schilddrüsenunterfunktion sind:

Entzündungsfördernde Lebensmittel: Zu viel Zucker, Transfette, stark verarbeitete Lebensmittel, ein Übermaß tierischer Lebensmittel

Lebensmittel mit strumigenen Substanzen: Rohes Kohlgemüse, Soja, Erdnüsse und Hirse können die Jodaufnahme hemmen, allerdings nur, wenn sie roh und in sehr großen Mengen verzehrt werden.

Alkohol und Nikotin: Beide belasten die Leber, die eine wichtige Rolle beim Umbau von T4 zu T3 spielt, und können so den Stoffwechsel zusätzlich bremsen.

Omega 6: Eine Ernährung, die reich an Omega-6-Fettsäuren ist und arm an Omega-3-Fettsäuren, kann Entzündungen fördern.  

Wichtig: Viele dieser Lebensmittel sind nicht nur für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion ungünstig, sondern auch allgemein belastend für den Körper. Wer sie reduziert, auf natürliche, unverarbeitete Lebensmittel setzt und Mängel frühzeitig bekämpft, tut nicht nur seiner Schilddrüse, sondern der gesamten Gesundheit etwas Gutes.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu verbotene Lebensmittel bei Schilddrüsenunterfunktion

Quellenverzeichnis:

(1) Laurberg P, Cerqueira C, Ovesen L, Rasmussen LB, Perrild H, Andersen S, Pedersen IB, Carlé A. Iodine intake as a determinant of thyroid disorders in populations. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2010 Feb;24(1):13-27. doi: 10.1016/j.beem.2009.08.013. PMID: 20172467.

(2) https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/jod/

(3) Online-Umfrage der Aurum Research GmbH (durchführendes Feldinstitut: YouGov Deutschland GmbH) zum Wissensstand zum Thema Schilddrüsengesundheit, an der 1.040 Personen zwischen dem 13. und 19.04.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

(4) Laganà M, Piticchio T, Alibrandi A, Le Moli R, Pallotti F, Campennì A, Cannavò S, Frasca F, Ruggeri RM. Effects of Dietary Habits on Markers of Oxidative Stress in Subjects with Hashimoto’s Thyroiditis: Comparison Between the Mediterranean Diet and a Gluten-Free Diet. Nutrients. 2025 Jan 20;17(2):363. doi: 10.3390/nu17020363. PMID: 39861493; PMCID: PMC11768057.

(5) Klobučar S, Kenđel Jovanović G, Kryczyk-Kozioł J, Cigrovski Berković M, Vučak Lončar J, Morić N, Peljhan K, Rahelić D, Mudri D, Bilić-Ćurčić I, Bogović Crnčić T. Association of Dietary Inflammatory Index and Thyroid Function in Patients with Hashimoto’s Thyroiditis: An Observational Cross-Sectional Multicenter Study. Medicina (Kaunas). 2024 Sep 5;60(9):1454. doi: 10.3390/medicina60091454. PMID: 39336495; PMCID: PMC11434592.

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